Wer spricht Plattdeutsch?

Früher wurde in ganz Norddeutschland Plattdeutsch gesprochen, doch durch die Einführung der Schulpflicht und den Zwang, in der Schule Hochdeutsch zu sprechen, starb das Plattdeutsch in den größeren Dörfern und den Städten meiner Region aus. Im Südoldenburgischen wird auch in den Städten noch viel Platt gesprochen, in Bersenbrück praktisch überhaupt nicht mehr. Da mir somit Daten über spezielle Stadtwörter fehlen, kann ich nur über bäuerliche Fachbegriffe informieren. Das Plattdeutsch, über das ich hier schreibe, wird nur noch von älteren Bauern (wie z. B. meinem Vater) gesprochen. Vielleicht interessiere ich durch diese Seiten ja jemanden für diese vom Aussterben bedrohte Sprache.


Die plattdeutsche Sprache ist eine reine gesprochene Sprache, eine Schriftvariante existiert nicht (Hochdeutsch wird nicht immer genauso gesprochen wie geschrieben!). In jedem Dorf wird das Plattdeutsch wieder etwas anders gesprochen, was die Niederschrift nicht gerade erleichtert. Außerdem verwendet jeder Autor sein eigenes Notationssystem, um die von ihm benötigten, im Hochdeutschen aber nicht vorhandenen Laute darzustellen. Das von mir mit å dargestellte offene O wird von vielen mit ao geschrieben, was meiner Meinung nach den Nachteil hat, daß im Plattdeutschen unerfahrene Leser meinen, es haldle sich um einen Diphtong wie ei oder eu, wo es doch ein diskreter Vokal ist. Das führt zu zwei Aussprachefehlern: Zum einen wird das offene O nicht als solches ausgeprochen, zum anderen, selbst wenn der Leser um den Laut weiß, verführt das Diphtongaussehen dazu, das å immer lang auszusprechen, obwohl es häufig kurz ist. Um dies zu vermeiden, habe ich mich fü das å entschieden.


Im Plattdeutschen als Sprechsprache wird wenig Wert auf korrekte und vollständige Aussprache der einzelnen Wörter gelegt, vielmehr ist der ungehinderte Sprachfluß wichtig. Das führt zu mannigfaltigen Verkürzungen und Zusammenziehungen, die sich je nach voragehendem und/oder nachfolgendem Wort ändern können. Um das Verständnis der Texte zu erleichtern, habe ich Zusammenziehungen innerhalb eines Wortes zusammengeschrieben, wortübergreifende Kontraktionen aber getrennt. Dabei steht das Auslassungszeichen immer an der Seite, wo zusammengesprochen wird, egal, an welcher Seite tatsächlich etwas weggelassen wird. Beispiel: Dor krech 's wat. Da bekam sie etwas. Ausgeschrieben müßte es Dor krech sei wat. heißen.


Copyright ©1998 Martin Stricker.
Inhaltsverzeichnis Plattdeutsch Inhaltsverzeichnis Plattdeutsch
Erstellt am Do 30.07.1998 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Fre 21.08.1998 um 18:52 Uhr.